Wasser als Lebensraum

Sämtliche, uns bisher bekannten Lebensabläufe spielen sich in Flüssigkeiten – mehr oder weniger modifiziertem Wasser – ab. Ohne ein Mindestmaß an Wasser geht nichts. Nicht umsonst geraten Astronomen und Weltraumforscher stets in helle Aufregung, wenn sie in einer fernen Welt Spuren von Wasser entdecken. Denn wo Wasser existiert, könnte sich auch Leben entwickelt haben.

Eine der wichtigsten Funktionen, die Wasser für lebende Organismen erfüllt, ist die eines Lösungsmittels. Erst in der Umgebung von Wassermolekülen werden – vereinfacht gesagt – lebenswichtige Substanzen so richtig agil, können etwa durch (Zell-) Membranen geschleust, auf-, ab- oder umgebaut werden. Ohne Wasser können Lebewesen nicht atmen, Pflanzen keine Nährstoffe aufnehmen, Tiere keine Nahrung verwerten.

Landlebende Pflanzen oder Tiere müssen sich daher stets über irgendwelche Quellen mit dem nötigen Nass versorgen. Wasserlebende Organismen haben es da wesentlich leichter, etwa Sauerstoff, Pflanzen- oder Mikrobennährstoffe werden in bereits verarbeitbarer, weil wässriger Lösung vorbeigeschwemmt. Umgekehrt sind aber auch schädliche oder gar giftige Substanzen – im Wasser gelöst – rascher an oder in den Zellen und können ihr Zerstörungswerk beginnen.
Das ist mit der Grund, warum Wasser-Lebensräume meist rascher und heftiger auf Veränderungen oder Störungen reagieren, als trockene.

Vor allem für den frischgebackenen Wassergärtner oder Schwimmteichbesitzer bedeutet dies meist einen Umlernprozess. Während ein Gemüse- oder Ziergärtner in Dimensionen von Wochen, Monaten und Saisonen denkt und handelt, kann sich der eben noch glasklare, gepflegte Gartenteich innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden in eine undurchsichtige Erbsensuppe verwandeln. Umgekehrt sind aber die Hauptakteure im Tümpel auf das atemberaubende Tempo eingestellt. Wasserflöhe, Seerosen oder Molche kommen etwa mit einer Algenblüte meist besser zu Recht, als der Wassergärtner. Nach wenigen Tagen kann der Spuk in einem frisch angelegten Gewässer auch schon wieder vorbei sein.

Auch im bestens funktionierenden Gartenteich wird sich der Besitzer darauf einstellen müssen, Veränderungen zuzulassen. Im Wasser funktioniert die Natur unmittelbarer, rascher und – aus menschlicher Sicht – oft dickköpfiger als am Land.