Gewässer im Garten sind anders

Obwohl man Schwimmteiche und Naturpools auf den ersten Blick mit natürlichen Gewässern vergleichen kann – und dies bei der Anlage auch tun sollte – so unterscheiden sie sich doch in vielerlei Hinsicht schon prinzipiell von den Vorbildern. Leider ergeben sich daraus auch viele Probleme.

1) Abflusslosigkeit

Da Schwimmteiche und Naturpools heutzutage meist mit Folien abgedichtet werden, sind sie abflusslos und haben nicht einmal Kontakt zum Grundwasser. Das bedeutet, dass im Großen und Ganzen nur destilliertes Wasser durch Verdunstung das Gewässer verlässt. Stets mit Regen und Zulaufwasser eingeschwemmte Stoffe reichern sich dagegen an, die Suppe wird gleichsam immer dicker.
Ein Problem ist dabei vor allem der Phosphor. Er ist eigentlich ein wichtiger Düngestoff, aber zu viel davon bringt unliebsame Vorgänge, etwa Algenblüten. Ein einmal in das abgedichtete Gewässern eingebrachtes Phosphormolekül wird zwar zwischen den verschiedenen Akteuren – Mikroorganismen, Tieren, Pflanzen – hin und her gereicht, bleibt aber im Kreislauf. Der Phosphor hat im Zuge der Auf-, Ab- und Umbauprozesse keine Gasphase. Da etwa über den Regen in vielen Gegenden Österreichs nicht unerhebliche Mengen an Phosphor in ein Gewässer eingetragen werden, wird der Gehalt immer höher. Das Gewässer eutrophiert – so der Fachausdruck -, das heißt der Nährstoffgehalt und damit die Neigung zu Algenblüten steigt.
Abhilfe können mehrere Maßnahmen schaffen. Im Schwimmteich ist die effektivste Nährstoffentnahme die Entfernung von Sediment, also Schlamm im weiteren Sinn. Eine weitere Möglichkeit ist der Schnitt bzw. die Entfernung von Unterwasserpflanzen grünen Pflanzengeweben viel Phosphor gespeichert wird. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung beziehen Sumpf- und Röhrichtpflanzen den Großteil ihrer Nährstoffe aus dem Pflanzsubstrat und haben damit wenig Einfluss auf den Phosphor-Gehalt im Wasserkörper. Im Naturpool erfolgt die regelmäßige Nährstoffentnahme über die Beerntung des Filters (z. B. Ausfaulen und Rückspülen)
Daneben gibt es noch die Möglichkeit einer chemischen Fällung von Phosphaten (wie in technischen Kläranlagen).

Nicht ganz so problematisch ist die Sache übrigens beim landläufig meist mehr gefürchteten Stickstoff (Nitrat ist ein wichtiges Stickstoffsalz). Dieser kann etwa über Bakterien zu molekularem Stickstoff (N2 – wie er auch in der Atmosphäre vorkommt) verarbeitet werden und so aus dem Gewässer abgasen. Um Blaualgenentwicklungen zu vermeiden – diese können Stickstoff aus der Luft aufnehmen – müssen Schwimmteiche und Naturpools teilweise künstlich mit Stickstoff versorgt werden.

2) Künstliche Badeanlagen sind vergleichsweise junge Gewässer

Selbst die ältesten Schwimmteiche – in den 1970er bis 1980er Jahren errichtet – sind vergleichsweise junge Gewässer. Auch in der Natur neigen frisch entstandene Tümpel und Weiher dazu, dass sich sogenannte Erstbesiedler – Organismen, die sich in einem leeren Lebensraum sehr rasch vermehren – breit machen. Erst nach und nach übernehmen dauerhaftere Pflanzen (und Tiere) das Regime. Algen – egal ob Schwebealgen oder Fadenalgen – zählen jedenfalls zu den Erstbesiedlern.

3) Fehlende Dynamik

Etwa ein Autümpel sieht kaum zwei Jahre gleich aus. Hochwässer und/oder schwankende Wasserstände bringen Veränderungen mit sich. Und wie auch Ökologen erst in den vergangenen Jahrzehnten gelernt haben, ist es oft diese Dynamik, die einen Lebensraum auf lange Sicht Stabilität gibt. So ist auch ein großflächiger Brand beileibe nicht das Ende eines Waldes, sondern ein mitunter elementares Ereignis für seine Verjüngung.
Das soll nun natürlich nicht heißen, dass man alle zehn Jahre seinen Gartenteich abfackeln muss, um ihn im Gleichgewicht zu halten. Aber ein bisschen Toleranz für Veränderungen wäre einem Wassergärtner schon anzuraten. So wie der Teich angelegt wurde, wird er nie wieder aussehen. Pflanzen werden verschwinden, andere wuchern.

4) In unmittelbarer Umgebung des Menschen hat es die Natur schwer

Ein letztes, wenngleich nicht unwichtiges Argument, warum Garten- und Schwimmteiche relativ anfällig für Störungen sind, ist die einfache Tatsache, dass sie in der Nähe von Menschen, seinen Behausungen und sonstigen Machenschaften angesiedelt sind. Regen und Grundwasser sind in der Nähe von Landwirtschaft oder Siedlungen meist stärker mit Nährstoffen aufgeladen, als in abgelegenen Gegenden. Dem entsprechend heftiger ist die Aufdüngung des Gewässers.